ich versuche jedes jahr, am 1. mai hier zu sein. das ist der geburtstag meiner oma, und seit sie gestorben ist vor elf jahren, gehen wir jedes jahr an diesem tag morgens an ihr grab und bringen ihr blumen. und jedes jahr telefoniere ich vorher mit meiner floristenfreundin, damit sie mir einen strauß vorbereitet, weil ihr laden am 1. mai natürlich geschlossen ist.
dieses jahr brauche ich keine blumen von dir, sage ich am telefon. wie bitte? du kannst doch nicht ohne blumen an das grab deiner oma gehen, sagt sie und klingt erschrocken. mach' ich auch nicht, sag ich: dieses jahr bekommt die oma blumen aus ihrem eigenen garten!
und so schneide ich an diesem morgen ihre schönsten und noch taufeuchten roten, gelben und auch ein paar orangefarbene tulpen (oh ja, meine oma mochte es farbstark, ähem), wickele sie in zeitungspapier und fahre mit meinem fahrrad zum ersten mal von ihrem garten, der nun mir gehört, quer durch die kleine stadt zum friedhof. wie schön, diesen tag so zu beginnen und zu begehen!
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