Freitag, 28. Dezember 2007

heuschrecken und küchenmöbel

die floristenfreundin bietet an, mit uns im floristentransporter zum möbelhaus zu fahren. wir sind gut vorbereitet, haben zuhause lange über- und festgelegt, welche fronten wir wollen und welche aufteilung. ja, genau, es geht um die küchenzeile für die villa hildegard. vormittags dann noch schnell nachgemessen, ob unsere fernannahmen stimmten, es stellt sich heraus, daß das innenmaß statt 3,75 m nur 3,70 m ist, die wände sind zwar außen gedämmt worden, aber offenbar auch nach innen gewachsen. aber das ist gut, wir werden keine 5-zentimeter-lücke in der zeile haben.

merken sie auf! gute vorbereitung bringt den mitarbeitern in der küchenabteilung große arbeitserleichterung! und unterschätzen sie niemals, niemals, niemals die fähigkeiten von floristen!

als wir abends zurück in unserem gartenhaus sind und ich schon ein schlechtes gewissen habe, daß unsere zarte freundin all die schweren pakete nimmermüde mit reingeschleppt hat, geht es richtig los: mutter und tochter, die wir noch schnell aufgegabelt haben, weil sie neugierig ist und endlich mal wieder unser häuschen sehen will, beschließen: wenigstens den tisch aufzubauen.

ich hatte unter protokolliertem protest des bauherren einen zugegebenermaßen wackligen billigtisch gekauft, weil ich eben ohne tisch nicht leben kann. nur so lange, bis der schöne, der richtige, der stabile tisch kommt. woher auch immer.

tisch aufbauen dauert bei mutter und tochter dreißig sekunden. der bautischlerfreundvater wird telefonisch hinzubeordert: er soll, aber pronto!, die leisten für den küchensockel mitbringen! und einen akkuschrauber!

nur mal so zur info: wir wollten die küche in ruhe und wie es unsere art ist bedächtig morgen aufbauen. beschaffung ist ja schon anstrengend genug. und noch einmal: unterschätzen sie floristen nicht: man könne ja wenigstens einen korpus aufbauen. nur einen, dann könne man ja mal sehen.

der bautischler kommt mit sockelbrettern, akkuschrauber und zwei flaschen bier. die floristenfreundin will rotwein, ob ich welchen hätte? das ist nun wahrlich eine überflüssige frage! und ich habe noch mehr, und ich muß alles, was ich habe, an die front werfen: cracker, käse, salami, schokolade, mandarinen und marzipanbrot. denn jetzt geht richtig die post ab, ein orkan bricht los, ach was, ein heuschreckenschwarm verwandelt das kleine ein-raum-haus in ein chaos aus pappen, folien, korpussen, scharnieren und gerufenen arbeitsanweisungen.

bauherr und bautischler bauen rasend schnell den sockel, sind aber dennoch zu langsam für mutter und tochter, die wie in trance küchenzeilenkorpusse zusammenbauen. noch einer! und noch einer! einsatz! ruft die floristin immer mal ihrer tochter zu, und beide schlagen synchron die rückseiten der schränke an ihren platz, dabei eine art kampfschrei ausstoßend. das tempo ist gnadenlos, der heuschreckenorkan wirbelt durch's haus, daß es eine freude und angst ist, der wackelige tisch wird leergefressen, der bauherr und ich tauschen über dem chaos immer mal wieder blicke aus: alles klar? alles in ordnung! die villa hildegard nimmt es gelassen, und ich frage mich, wann das alte haus das letzte mal so viel leben beschirmt hat...

um kurz vor zehn uhr abends fallen wir der floristin in den arm, als sie jetzt doch bitte auch noch schnell die fronten an die schränke -

aufhören! nach hause mit euch! das kind ist müde (wir sind müde)! bier und wein sind alle! besen, besen, seid's gewesen! und da zieht er ab, der schwarm, der sturm legt sich, wir sitzen erschöpft am wackeltisch und haben eine aufgebaute küchenzeile, die felsenfest miteinander verschraubt ist: alles paßt, nichts wackelt. und vom wein, der geschmeckt hat, gibt es demnächst eine ganze kiste als dank - versprochen!

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