ich geb dir mal den mann, der deine bäume schneiden wird, sagt der bautischlerfreund am mobiltelefon. kurz vorher hatte er schon einmal angerufen, um sich zu vergewissern, ob ich auch erreichbar bin. ach, er kann so umsichtig sein!
und da ist er, besser gesagt, seine stimme, und er klingt nett, sehr down to earth. ach, sagt er, soviel arbeit ist das gar nicht, ein vormittag vielleicht. ja, so wie die bäume aussehen, wäre seit sechs bis sieben jahren nicht mehr geschnitten worden. das kommt hin, der garten war ja die letzten zehn jahre in der hand einer pächterin. ich weiß, sag ich, die pflaume auf der terrasse sieht schlimm aus, nicht wahr?! ja, sagt er, aber es ist eben ein alter baum, so lange er lebt, würde ich ihn nicht wegnehmen!
das ist mein mann, der mann mit der richtigen einstellung. ich hatte solche angst davor, er könnte so ein baumschlachter sein mit dieser hau-weg-einstellung, die viele haben angesichts alter bäume, die nicht mehr tonnenweise gesundes obst bringen. ich aber will gar nicht so viel ertrag, ich werde sowieso oft nicht zum richtigen erntezeitpunkt dort sein können.
das sag ich ihm auch: bitte keine noch höheren erträge! die klitzekleinen kornäpfel - und davon hab ich gleich zwei bäume - haben mich im letzten sommer schon mit gefühlten tonnen ertrag gequält. die werden dann automatisch größer nach dem schnitt, sagt der mann, dann lohnt es sich wieder, daraus apfelmus zu kochen. sehr schön! weniger, aber größer, das gefällt mir!
und dann bitte ich ihn noch, den einen trockenen stummel stehenzulassen, den, auf dem immer die amsel sitzt. und der so praktisch ist, um die jacke oder die tasche dranzuhängen. klar, sagt er, wenn sie das so wollen, kann der bleiben.
aber diese woche wird's wohl nix mehr, sagt der mann. kein problem, er hat völlig freie hand bei der terminwahl. schön, sagt er, aber februar, spätestens märz muß es schon sein, das schaff' ich aber auf jeden fall.
sehr schön. na gut, ich gebe zu, daß ich immer noch ein bißchen angst habe, aber das vertrauen überwiegt nach unserem telefonat. schließlich beschneidet der mann auch die bäume im weltkulturerbe, das geht nur mit respekt...
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