Samstag, 8. März 2008

bitte lassen sie anschreiben!

wie ich dort schon einmal geschrieben habe, sind kleinstädte etwas besonderes, bieten viele vorteile und verlangen eine angepaßte verhaltensweise. heute vormittag allerdings hat diese kleinstadt bewiesen, daß sie eine besonders besondere kleine stadt ist:

ich fahre einkaufen in meinen örtlichen lieblingssupermarkt. ein kleiner nachbarschaftsmarkt mit einem sehr guten, großen und günstigen angebot an bio-lebensmitteln, einem extra-getränkemarkt und - entscheidender vorteil - einem backwarenstand meines favorisierten bäckers in dieser stadt. der backt noch, der weiß noch, wie das geht, führt seinen eigenen natursauerteig für die brote, hat auch höchst schmackhaften kuchen und produziert im herbst den besten zwiebelkuchen der stadt.

als ich zuerst im getränkemarkt eine kasten bier kaufe, stelle ich fest, daß ich keinen cent bargeld dabei habe, nur meine ec-karte. hier ist das kein problem, im supermarkt auch nicht, aber wie kaufe ich nun brot und brötchen? ich schleiche mit dackelblick an den backstand und erkläre mich: ich könne ja wohl nicht mit ec-karte bezahlen? nein, das geht leider nicht, sagt die verkäuferin. aber, sagt die verkäuferin, ich kann das gern anschreiben für sie, kommen sie denn öfter mal hier einkaufen?

äh, mhm, ähem, ich bin völlig überrascht. naja, sag ich, wenn ich in der stadt bin, dann komme ich immer hierher, aber das ist nur so alle vier bis sechs wochen. kein problem, sagt die verkäuferin, das machen wir schon, ich schreib's auf einen zettel, der liegt hier in der kasse und sie bezahlen beim nächsten mal.

aber, äh, naja, sag ich, sind sie sicher, sie kennen mich ja nicht, ich meine, na gut, das nächste mal bin ich vielleicht schon ostern wieder da, dann käme ich auch einkaufen. doch doch, das können wir machen, sagt die frau und dann sagt sie: bitte lassen sie doch anschreiben! ich freue mich, ihnen zu helfen, und sie sollen doch brot haben! sie hat bitte gesagt! bitte lassen sie doch anschreiben!

während sie brot und brötchen einpackt, erzähle ich ihr als gegengabe und um meiner großstädtischen verwirrung herr zu werden, weshalb ich alle paar wochen hier bin, vom gartenhaus meiner oma, daß ich geerbt und ausgebaut habe, daß ich als kind ja hier aufgewachsen sei, aber eben seit vielen jahren in einer anderen stadt lebe...

und dann schreibt sie drei euro zwanzig und meinen namen auf den zettel und sagt, der name käme ihr tatsächlich bekannt vor, den würde sie schon gehört haben. ja, sag ich, ist eine alte familie hier in der stadt. schön sagt sie, schönes wochenende, ich freue mich, daß ich ihnen helfen konnte.

ps: als ich die geschichte abends der freundin erzähle, sagt die sofort: daran gewöhnst du dich noch. und: das kann ich doch bezahlen für dich! dann muß der bäcker ja nicht bis ostern warten! ich bin erleichtert, ich wäre sonst die nächsten anderthalb wochen mit diesem mantra im kopf herumgelaufen: ich muß noch drei euro zwanzig bezahlen, ich muß noch drei... und das bin ich eben noch nicht gewöhnt.

Keine Kommentare: