Donnerstag, 23. Juni 2011

die königin ist tot, es lebe die königin!

der imker kommt; unangemeldet, wie es sein recht und ausgemacht ist: er bringe die neue königin. moment, sag ich, wir haben eine königin! nicht mehr, sagt er. wir sind schockiert: was ist geschehen? der imker zuckt mit den schultern: naja, auch königinnen werden mal gefressen. gefressen? ja, von vögeln, während des begattungsfluges. kommt schon mal vor.

das soll sich einer mal vorstellen: während des begattungs-
ich muß mich einen moment sammeln!

kommt vor, sagt der imker, und darum gäbe es jetzt eine neue, von ihm selbst gezüchtete. ich sammele mich wieder einen moment. ob wir zugucken wollen? was für eine frage! hier die anleitung zum nachmachen:

so sieht eine bienenkiste aus, wenn der zinkblechdeckel und die schutzfolie entfernt sind. man sieht die einzelnen rahmen, die in die kiste eingehangen sind. bienen sind nicht zu sehen, die wurden nämlich mit etwas rauch in die unteren gefilde vertrieben. der rauch hat übrigens folgenden effekt: die bienen denken, es brennt. gegen feuer sind sie machtlos, also wollen sie fliehen. bevor bienen aber fliehen, pumpen sie sich mit honig voll, um vorrat für die flucht und neuansiedlung ihres volkes zu haben. und genau damit sind sie jetzt gerade beschäftigt: vollpumpen. geflohen werden muß dann nicht, weil dafür dann doch zuwenig rauch in den stock geblasen wird.

und so sieht ein rahmen aus, und zwar ein halbleerer rahmen eines königinnenlosen volkes: wozu waben bauen, wenn keine da ist, die eier hineinlegen kann? es ist zum heulen. es ist zehn nach acht.

das ist ein brutrahmen, den hat der imker mitgebracht. das kleine kistchen ist auf beiden seiten mit glasplatten abgedeckt, darunter krabbeln die bienen immer um die königin herum. die königin ist gut zu sehen (naja, nicht auf diesem foto), sie ist etwas größer und mit einer kleinen nummer auf dem rücken markiert. in diesem fall königin nummer zehn. zehn von fünfzehn königinnen, die der imker in solchen brutrahmen gezüchtet hat. sein finger zeigt gerade auf die königin, die während dessen in aller ruhe mit dem hinterleib in einer wabe steckt und "stiftet", vulgo: sie legt ein ei. den begattungsflug hat sie also hinter sich, ist dabei nicht gefressen worden und wird jetzt unserem bienenvolk zugeführt.

dafür entfernt der imker eine der glasplatten vorsichtig vom brutrahmen. um den hofstaat und die königin am wegfliegen zu hindern, spritzt er ihnen etwas wasser aus einer sprühflasche auf die körper, so verkleben ihre flügel kurzzeitig und sie bleiben auf dem rahmen sitzen. während die einen also vollgeräuchert werden, bekommen die anderen wasser auf den pelz - sie alle tragen es mit fassung und ohne aggression.

hier sieht man die nassen bienen etwas näher. das ganze wird jetzt in eine lage zeitungspapier gewickelt, in welches der imker mit einem messer einige kleine schlitze geschnitten hat. durch diese leicht gelöcherte lage papier getrennt, sollen sich jetzt die neue königin mit ihrem hofstaat und das königinnenlose bienenvolk langsam aneinander gewöhnen. die neue königin und ihre begleitung riechen nämlich ganz fremd und treffen für das volk sehr überraschend im bienenstock ein: der imker als gott, der ihnen - schwupp - ein neues staatsoberhaupt verpaßt. durch das papier getrennt, durch dessen schlitze sich die bienen langsam durchkauen, können sich beide nunmehr schritt für schritt annähern. die zeitung übernimmt also diplomatische dienste.

den in papier gewickelten brutrahmen vorsichtig in die lücke einführen, die durch die entnahme zweier völlig leerer rahmen entstanden ist. dann wieder folie und deckel drauf und hoffen, daß das volk die neue königin akzeptiert. zwanzig uhr neunundzwanzig - regentschaftswechsel abgeschlossen. habemus regina!

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