Montag, 3. Juni 2019

Leben und leben lassen

Mich fragte neulich jemand, der mich nicht kennt, ob ich Gift im Garten verwenden würde. Abgesehen davon, daß man "Gift" eigentlich definieren müßte, bevor man antwortet: Nein.

Es besteht einfach kein Bedarf an Hilfs- oder Kampfmitteln. Es sei denn, man definiert die Verwendung von Blaukorn, welches wir alle drei oder vier Jahre einmal zur Düngung - hauptsächlich an der hungernden Ligusterhecke am Westweg - einsetzen, als "Gift". Die Herausforderung in unserer Art des Gärtnerns besteht darin, standortgerecht zu pflanzen und zu gucken, welche Pflanzen unter den Bedingungen gedeihen. 

Der Spruch "Nur die Harten kommen in den Garten" trifft auf unsere Pflanzenwahl hundertprozentig zu. Was rückwärts wächst, bekommt keine zweite Chance. Was von Blautläusen niedergerungen wird, hat halt Pech. Unkraut - oder Beikraut - wird händisch bekämpft, aber nur in dem Maße, daß es die gewollten Pflanzen nicht dominiert und es meine Knie zulassen. Wir haben einfach andere Prioriäten in unserem Garten als Kräftemessen mit der Natur - es wäre sowieso ein aussichtsloser Kampf.

Na gut, ich räume ein, daß ich im letzten Jahr etwas Backpulver auf die Ameisenstraße, die man in unserem Gartenhaus gebaut hatte, gestreut habe. Ameisen können auch draußen leben, da gehören sie hin. In unserem Keller haben wir, je nach Jahr, eine kleine bis große Kolonie von "Theklas" - Spinnen, die so groß werden, daß sie "Schatten werfen", wie eine Nachbarin neulich formulierte. (Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die sich nicht vor Spinnen fürchtet.)

Es gibt in unserem Garten und Gartenhaus jede Menge Insekten. Und mein Eindruck ist: viel mehr als in den anderen Gärten und Häusern. Wir haben Mückennetze über den Betten für die Zeit im Sommer, wo die Viecher nerven und ja, ich schlage auch mal eine Mücke tot. Oder eine lästige Stubenfliege. Alle anderen werden toleriert oder gerettet; wir sind froh über jede Hornisse, die wir sehen, Bienen und Ameisen krabbeln im Garten auf uns herum. Katzen streunen, Igel husten, Mäuse leben im Holzstapel, Vögel baden in der Schale, die ich jedes Mal sauber schrubbe und mit frischem Wasser befülle.

Gift im Garten? Nein. Zeckenspray allerdings - auf jeden Fall und immer!

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